Ihr seid ein Brief von Christus ... nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes ... und alle können ihn sehen und lesen. 2. Korinther 3,2.3b (Gute Nachricht Bibel)

 

Nach 28 Stunden und 45 Minuten war es so weit: Laut Google gilt sie immer noch als die längste je registrier­te Predigt. Chris Sterry, ein 46-jähriger anglikani­scher Vikar aus Lancashire, England, hatte im Jahr 2001 einen neuen Weltrekord im Dauerpredigen auf­gestellt. Als Predigttext dienten ihm die fünf Bücher Mose. Mit dieser Aktion wollte er Geld für seine Kir­chengemeinde sammeln. CNN übertrug die Predigt live im Radio. Wie viele von Sterrys Gemeindegliedern ihm bis zum Ende zuhörten, ist nicht bekannt …

Man mag über diese ausgefallene Art des Predigens den Kopf schütteln, sich lustig machen oder ärgerlich sein - ganz so ungewöhnlich, wie sie auf den ersten Blick erscheint, ist die Sache jedenfalls nicht. Denn in gewisser Weise „predigt“ ja unser Leben unaufhörlich zu anderen. Paulus vergleicht dies mit einem Brief.

Was wir sagen und tun, wie wir uns geben und verhalten, spricht oftmals „Bände“. In ihnen können unsere Mitmenschen lesen wie in einem aufgeschlage­nen Buch. So erfahren sie, was uns ärgert und erfreut, was uns wichtig ist oder gleichgültig, wie wir denken und fühlen, was wir wollen oder auch nicht. Dabei verraten nicht nur unsere Worte viel von uns; auch unsere Blicke und Gesten, Körperhaltungen und Handbewegungen offenbaren, was in uns verborgen ist. Keiner kann sich vor anderen dauerhaft verste­cken. Wir sind gewissermaßen ein „offener Brief“.

Menschen, in denen Jesus lebt und die von seinem Geist erfüllt sind, sind deshalb ein „Brief von Chris­tus“; in ihrem Leben will Jesus selbst zu Wort und den Menschen nahe kommen. Unser Leben ist eine Art Predigt - und das 15 bis 18 Stunden am Tag! Was wohl von dieser „Dauerpredigt“ bei anderen hängen bleibt? Wie lange und wie gern sie uns wohl zuhören mögen? Welche Botschaft vermitteln wir ihnen dabei?

Mahatma Gandhi hat dafür ein einprägsames Bild gebraucht: „Die beste Art, das Evangelium zu predi­gen, ist, es zu leben. Eine Rose hat es nicht nötig, Pre­digten zu halten; sie verströmt ihren Duft, und das ist ihre Predigt. Lasst euer Leben zu uns sprechen, wie die Rose. Selbst der Blinde, der die Rose nicht sieht, wird von ihr angezogen.“

Welche Botschaft von Jesus Christus mein Leben heute wohl vermitteln wird?

Rolf J. Pöhler

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