[Jesus sagte:] „Wer nicht das Reich Gottes annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ Lukas 18,17

 

Vielleicht hat sich die Geschichte damals so zugetra­gen. Jesus erzählte vom Reich Gottes. Viele Menschen hörten ihm zu. Als es spät wurde, merkten die Jünger, dass die Leute Hunger hatten. Aber wer sollte so viele Menschen bewirten? Daraufhin forderte Jesus seine Jünger auf: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Mt 14,16b)

Die Jünger überlegten, ob es nicht möglich wäre, das, was die Menschen mitgebracht hatten, zusam­menzuwerfen. Und so gingen sie auf sie zu und frag­ten nach Lebensmitteln. Ein kleines Mädchen zog ihren Vater am Hemdsärmel: „Du, Papa, die Männer sammeln Essen ein. Warum gibst du ihnen denn nichts von unseren acht Broten?“

„Psst, sei still! Es braucht niemand zu wissen, dass wir etwas zu essen dabei haben. Was meinst du, was wir abbekommen werden, wenn wir es den Jüngern geben?“

Ein kräftiger Mann fragte seine Frau: „Sollten wir von dem Essen, das du eingepackt hast, nicht auch den Jüngern etwas geben?“

„Bloß nicht! Das habe ich gestern schon gekocht! Wer weiß, ob es noch gut ist!“

Plötzlich hörte man ein Kind rufen: „Hier, ich hab' was! Ich hab' fünf Brote und zwei Fische, wollt ihr sie haben?“ Alle drehten sich um. Man schmunzelte: „Kinder sind ja so herrlich naiv!“ Der Kleine war ganz aufgeregt: „Die hat meine Mutter gebacken, es sind die besten Brote, die es gibt!“

Die Jünger nahmen seinen Proviant und gingen. Ein alter Mann brummte kopfschüttelnd in seinen Bart: „Wie kann man nur so dumm sein ...“ Doch dann erlebten 5000 Menschen, dass Jesus mit dieser klei­nen Gabe alle satt machte (Mt 14,17-21).

Möglich machte es ein Kind. Nur Johannes er­wähnte den Jungen in seinem Bericht (Joh 6,9). Ihm war es anscheinend wichtig zu zeigen, was Jesus mit „kindlichem Glauben“ meint. Kein Erwachsener war bereit, etwas abzugeben. Sollte bei 5000 Leuten wirk­lich nur ein kleiner Junge etwas Essbares mitgebracht haben? Sehr unwahrscheinlich!

Im rationalen Denken eines Erwachsenen ist es sinnlos, seinen Proviant für so viele Menschen wegzu­geben. Den Zugang zu Gottes Reich aber bekommen wir, wenn wir unsere kleinen Gaben vertrauensvoll Jesus zur Verfügung stellen. Wir dürfen gespannt sein, was er daraus macht!

Roland Baberowski

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